Immer wieder begegnen uns Menschen, deren spirituelle Suche bisher einer theoretischen Grundlagenforschung gleicht. Sie haben viele Bücher gelesen und vieles auswendig gelernt. Irgendwann machen sie dann einen Termin bei uns, weil sie nicht weiter kommen und wundern sich oft sehr darüber. Sie haben doch so viel schon gemacht, so viel gelesen. Sogar eine geführte Reise auf einer Trommel-CD hat ihnen nicht geholfen und so weiter… In ihren Worten geben sie Zitate aus Büchern wieder. Sie berichten von Erkenntnissen die sie beim Lesen hatten und das ihnen das alles schon geholfen hätte…eine gewisse Zeit lang…
oder aber diese Menschen sitzen bei uns in der Ausbildung und geben ständig Dinge wieder, die sie anhand Büchern gelernt haben. Der Verstand ist aktiv und gibt auswendig gelerntes wieder. Sie sind bei praktischen Arbeiten dann teilweise blockiert und voreingenommen. Das gelesene vermischt sich dann mit dem eigenen Wahrnehmungen und dies kann verwirren.
Wenn ich dann frage, ob sie ihr Leben auch maßgeblich und dauerhaft verändern konnten aufgrund von diesen „Erkenntnissen“ wird häufig bewusst, dass dies nicht funktionierte. Die Macht des Alltags war stärker gewesen und das erlangte Wissen blieb eine fremde Theorie.
Es gibt wunderbare Lektüren zum spirituellen Leben und allen Hintergründen. Diese Schriften haben einen wunderbaren Zweck: Inspiration
In diesem Wort steckt ein Spirit. Der Geist des Autors und seiner Erlebnisse und Erkenntnisse. Dieser Geist kann uns eine andere Sichtweise verleihen und unsere eigene Sicht bereichern.
Hierfür ist es allerdings wichtig, dass wir eine eigene Sichtweise haben. Andernfalls wird die Sicht des Autors (und der Inhalt des Buches) einfach kopiert und wir übernehmen die Ergebnisse ohne sie uns selbst erarbeitet zu haben. Der Geist der jeweiligen Schrift ist immer verknüpft mit den Erkenntnissen und der Symbolsprache des Schreibers. Es sind seine Erkenntnisse und Erlebnisse und nicht die des Lesers.
Wahre Erkenntnis braucht eigenes Erleben und Erfahren. So wird aus Wissen Weisheit und nur so kann die Seele nachhaltig wachsen. Um möglichst unvoreingenommen an ein Thema heran zu gehen, empfehle ich erst eigene Erfahrungen zum jeweiligen Thema zu sammeln und erst später Literatur zu Rate zu ziehen. Diese Herangehensweise stellt die eigene Erfahrungen automatisch an eine höhere Stelle und fördern damit die Selbstbestimmtheit.
Natürlich informieren wir uns über interessante Themen um eine Idee davon zu bekommen. So bekommen wir ein Gefühl dafür, ob dieser Weg für uns gangbar ist oder nicht. Menschen, die ihren spirituellen Weg schon gefunden und eine gewisse Basis haben, können sich auch ein Stück weit mit Büchern fortbilden. Auch wir lassen uns immer wieder gerne von den Erfahrungen und Sichtweisen anderer inspirieren.
Wichtig ist dabei aber welche Aufgabe dem Buch zugeschrieben wird. Dient es der Inspiration oder soll es uns fertige Konstrukte oder sogar seelische Heilung und Wachstum liefern? Dahinter steht natürlich auch der reizvolle Gedanken, viel Wissen zu erlangen und dabei stehts die Kontrolle zu behalten. Menschen, die ihre spirituelle Suche auf Bücher beschränken, können dies einfach in ihren Alltag integrieren und müssen nicht an hartnäckige Themen herangehen. Sie gehen mit ihrer Ratio an diese Themen und auch wenn das Herz hin und wieder gerührt ist, so kommt es doch nie in den Genuss der gelebten Spiritualität.
Man kann ein dutzend Bücher über die Schwitzhütte lesen, ohne auch nur die geringste Ahnung zu haben, wie es sich tatsächlich anfühlt ...die Erde unter sich zu spüren und die Zehen in ihr zu vergraben während die glutroten Steine den dunklen Raum mit einem magischen Leuchten erhellen. Die Wärme, welche zusammen mit dem Geruch von Erde und Feuer aufsteigt und uns umhüllt und ummantelt. Das Gefühl, als würde uns Mutter Erde selbst in diesem Dampf umarmen. Das tiefe Wurzeln schlagen und das Herzklopfen wenn es heißer wird… Der Prozess der Hingabe und die unmittelbare Erfahrung über die Grenzen des Verstandes hinaus gegangen zu sein. Der Moment, an dem man die Schwitzhütte dann wieder verlässt und man sich wie neu geboren fühlt….
Tiefe Erkenntnis erfordert tiefes Erleben. Dieses tiefe Erleben sollte mit allen Sinnen erfolgen und nicht nur im Kopf entstehen. Am eindrucksvollsten sind immer wieder die Erkenntnisse, die wir unvoreingenommen gewinnen. Diese Erfahrungen, zu denen uns unsere Intuition führt, ermöglichen es, dass wir uns einer unbekannten Welt öffnen können ohne sie vorher berechnet und studiert zu haben.
Wie so oft spielt Selbstbestimmung eine große Rolle und wir sind es, die darüber entscheiden, welche Wahrnehmung die unsere ist. Bücher sollten als wunderbare Werkzeuge verstanden und nicht als Dogmenwerke missverstanden werden. Mit ihnen können wir abtauchen in andere Welten und uns eine Pause von unserem Alltag gönnen. Spirituelle Sachbücher können uns inspirieren und dabei helfen, uns selbst zu reflektieren. Die wahren Erfahrungen aber können wir nur selbst machen und erleben. Spiritualität kann man nicht auswendig lernen. Somit, legt die Bücher beiseite und geht raus in die Welt.... :-)
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